
Sabine Sonnenthal
2. Apr. 2025
Muss sie zwangsläufig ein Geschenk sein, trotz all der Stunden an Arbeit, die in ihr stecken, der Kosten für Druck und die Gestaltung?
Es ist eine wirtschaftliche, eine moralische und, ja, vielleicht sogar eine philosophische Frage. Es gibt Dinge, die sind kostenlos – und trotzdem unbezahlbar. Ein Lächeln zum richtigen Moment. Eine Umarmung, wenn die Worte fehlen. Und doch gibt es kaum ein Hochzeitsfest, bei dem nicht irgendjemand irgendwann den Taschenrechner zückt. Denn eine Hochzeit geht ins Geld - Location, Catering, Blumen und Deko, die Band – all das kostet. Muss dann die Hochzeitszeitung ein Geschenk sein, mit all den Stunden an Arbeit, die in ihr stecken, mit all den Kosten für Gestaltung und Druck?
Die Hochzeitszeitung: Ja – aber zu welchem Preis?
Die Hochzeitszeitung ist mehr als eine simple Sammlung von Anekdoten, Karikaturen und Witzen. Sie ist Archiv und Unterhaltung, Erinnerungsstück und Liebeserklärung zugleich. Aber sie ist eben auch ein handwerkliches Produkt, das nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet. Wer schon einmal eine Hochzeitszeitung erstellt hat, weiß: Da sind die Layout-Software, die gekauft oder abonniert werden müssen. Da sind die Bildrechte, falls man nicht riskieren will, dass ein Hochzeitsgast mit juristischen Ambitionen am Buffet plötzlich Copyright-Fragen stellt. Und dann ist da auch noch der Druck, denn eine Hochzeitszeitung auf herkömmlichem Kopierpapier? Eher nicht.
Die Kosten sind also real. Und das wirft die Frage auf: Darf man die Hochzeitsgesellschaft zur Kasse bitten?
Die Moral des Geldes – Bis wann ist eine Geste eine Geste?
Es gibt die Fraktion der Romantiker. Sie sagen: Eine Hochzeitszeitung ist eine Geste der Liebe, und Liebe darf nichts kosten. Sie argumentieren: Wer eine Hochzeitszeitung erstellt, tut dies aus Freude an der Sache, nicht aus ökonomischer Notwendigkeit. Und sie befürchten: Sobald Geld ins Spiel kommt, verliert die Hochzeitszeitung ihre unschuldige Schönheit, verwandelt sich von einer liebevollen Überraschung in ein Geschäftsmodell.
Doch ist es wirklich so einfach? Die Realität ist: Viele Hochzeitszeitungen entstehen nicht aus spontaner, grenzenloser Liebe, sondern aus einem spürbaren sozialen Druck. „Wir brauchen eine Hochzeitszeitung!“, ruft die Familie. „Ihr seid doch kreativ!“, sagt die Trauzeugin. „Das wird super!“, behauptet der Bräutigam, der selbst allerdings nicht eine Zeile schreiben wird. Und am Ende sitzt eine kleine Gruppe Freiwilliger, meist übermüdet und mit Koffein überversorgt, in nächtelang über dem Layout, um dann festzustellen, dass der Druck satte dreistellige Beträge verschlingt. Eine Geste, ja – aber eine teure.
Zwischen Unkostenbeitrag und Wucher – was ist ein fairer Preis?
Nehmen wir also an, man entscheidet sich dafür, die Hochzeitszeitung nicht einfach zu verschenken, sondern gegen einen kleinen Unkostenbeitrag abzugeben. Wie hoch darf dieser sein? Die Antwort liegt – wie so oft – irgendwo zwischen gesunder Vernunft und sozialer Akzeptanz.
Ein einfaches Rechenbeispiel: Angenommen, eine Hochzeitszeitung kostet in der Herstellung 5 Euro pro Exemplar. Die edlere Variante, mit Hochglanzpapier und professionellem Druck, schlägt mit 8 bis 10 Euro zu Buche. Sollten die Gäste diesen Preis zahlen? Oder wäre es vermessen, einen kleinen Aufschlag für die Mühen zu verlangen – sagen wir, 12 oder gar 15 Euro pro Exemplar?
Die Faustregel: Ein Preis im Bereich der realen Herstellungskosten ist für die meisten Hochzeitsgäste absolut vertretbar. Ein kleiner Aufpreis für den kreativen Aufwand? Vielleicht. Aber sobald am Buffet mit skeptischen Blicken über Preise geredet wird, wissen alle: Hier wurde die Schmerzgrenze überschritten. Und das sollte nicht sein.
Alternative "Finanzierungsmodelle"
Wer sich mit der Vorstellung nicht anfreunden kann, Gäste zur Kasse zu bitten, hat Alternativen. Ein beliebter Weg: Das Brautpaar selbst übernimmt die Kosten und verteilt die Hochzeitszeitung als liebevolle Gabe an seine Gäste. Das ist charmant, aber nicht immer finanzierbar.
Eine andere Variante: Sponsoren. Nein, keine Werbeanzeigen von örtlichen Heizungsmonteuren in der Hochzeitszeitung (obwohl auch das eine avantgardistische Idee sein könnte). Aber vielleicht finanzieren die Eltern des Brautpaares oder die Trauzeugen den Druck als Geschenk an das Paar? Wer besonders kreativ ist, kann auch eine Crowdfunding-Aktion innerhalb des Freundeskreises starten – frei nach dem Motto: „Jeder gibt ein paar Euro, und am Ende gibt es für alle eine Hochzeitszeitung.“ Auch das Einsammeln eines Unkostenbeitrages auf freiwilliger Basis ist eine Alternative. Leider lassen sich die Einnahmen in diesem Fall aber nicht planen.
Tante Trude, stets großzügig, wirft vielleicht lässig einen Zwanziger in die Sammeldose fallen, während Onkel Kurt, sonst gar nicht kleinlich und im Rampenlicht spendabel auftretend vermeintlich unbemerkt mit nur einem Fünfer davonzukommen versucht.
Fazit: Eine Hochzeitszeitung ist aufwendig und hat ihren Wert – dafür Geld zu verlangen ist legitim, hat aber auch Grenzen
Darf eine Hochzeitszeitung etwas kosten? Ja, darf sie. Muss sie kostenlos sein? Nein, muss sie nicht. Die entscheidende Frage ist nicht, ob sie Geld kostet, sondern ob der Preis als fair empfunden wird. Eine Hochzeitszeitung sollte eine Freude sein – für die Gäste, aber auch für diejenigen, die sie gestalten. Und wenn das bedeutet, dass ein kleiner Beitrag erhoben wird, dann ist das nicht unmoralisch. Es ist einfach nur ehrlich.